Richard wollte „eine richtige Bergtour“ machen. Entgegen vieler meiner Freunde, ist er sehr wohl einer, der auch gerne mal in einer Alpenvereinshütte übernachtet. Ich auch. Und er ergatterte tatsächlich einen Platz auf der gut besuchten Nürnberger Hütte. Dort schlief ich noch nie und sagte meine Teilnahme gerne zu. Sehr oft übernahm in Vergangenheit ICH die Tourenplanung, diesmal heckte Richard was aus. Heraus kam eine Überschreitung vom Feinsten bei Premium „null Wolken“ Bedingungen.

Mit Öffis gings es von Birgitz nach Innsbruck, weiter nach Steinach am Brenner und schließlich zum Gasthaus Feurstein in Gschnitz. Dort brachen wir gegen 10.00 Uhr auf Richtung Bremer Hütte. Bald entkamen wir der Hitze im Tal und genossen das herrliche Wetter.

Auf der Bremer Hütte angekommen gönnten sich Maria und Richard eine „anständige“ Stärkung, während ich mich mit 1 Liter „Apfel-Leitung“ zufrieden gab, die ich wie nichts meine Kehle runterspülte. Beim Weiterweg passten wir nicht auf und versäumten den gut sichtbaren Abzweig zum Simmingjöchl, was eine „Fleißaufgabe“ von cirka 150 Höhenmeter Richtung innere Wetterspitze ergab.

„Moansch gehts oben nit ummi?“ – war die Frage von Richard, was ja eine Abkürzung wäre und Meter sparen würde. Würde gleich wieder etwas passieren, von dem wir später erzählen könnten? „Der Weg zum Jöchl ist deshalb NICHT HIER entstanden, weils eben da NICHT geht“ – war meine Antwort, die goldrichtig war. Wir kofferten also wieder hinab zum richtigen Pfad und mühten uns hinauf, zum Joch und zum Zollhaus. „Jetzt ist es nicht mehr weit, weil man das Ziel ja schon sieht“ – grinsten wir, wohlwissend, dass dies ein fataler Irrtum aus Kindheitstagen war.

Trotz der Tatsache, dass es noch ein gutes Stück Weg war, marschierten wir gut gelaunt weiter. So tolle Verhältnisse nicht nicht selbstverständlich und die angenehmen Temperaturen in der Höhe waren einfach nur fein. Über ein paar versicherte Stellen schwangen wir uns hinab, über den Bach und drüben wieder einige Höhenmeter hinauf.

Der letzte Schlenzer zum Ziel führte über den feinen Weg, der auch vom wilden Freiger zur Hütte führt. Am Ziel checkten wir ein und staunten und erfreuten uns an einem gepflegten 4-Bett Zimmer – MIT WASCHBECKEN (!!). Das hatte ich auf einer Alpenvereinshütte bisher noch nicht gekannt. Ein zusätzliches Plus war die sehr ruhige Nacht, es müssen Betondecken verarbeitet sein, nicht wie auf so vielen Hütten, welche aus Holz, wo man jeden Schritt des Nachbarn hört.

Nach einem guten Abendessen, serviert vom sehr bemühten Team, war es eine Wonne, ins Bett zu kriechen. Der nächste Morgen bescherte ein reichhaltiges Frühstück. Wir brachen bald auf, Richtung Mairspitze. Oben angekommen, machte Richard klar, dass er – aufgrund seiner Erfahrung – gut mit Schafen kann. Er fütterte ein halbes Vinschgerl, was dazu führt, dass das gute Schaf MEHR wollte.

Er verjagte es, und es war extrem lästig bei den Nachbarn, die gerade – wie unsere Lieblingsnachbarn sagen – „Brotzeit“ machten. Brot wollte auch das Viech und forderte es vehement ein, inklusive aufdringlichem Rucksackknabbern. Die drei Deutschen waren verständlicherweise sauer, weil das gute Tier nicht aufhören wollte und schließlich aber doch vom Herrn der Truppe verjagt wurde.

Unsere nächste Etappe war der Grünsteinsee, wo es sich Richard nicht nehmen ließ, ein paar Schwimmzüge zu machen. Wassertemperatur: +7Grad – geht doch :-). Nach dem Trocknen gings weiter zur Sulzenau Hütte. Eine herrliche Pracht stellten die allerorts blühenden Alpenrosen dar.

Dort verabschiedete ich mich und stieg ins Tal ab, um nach 15 Minuten Wartezeit in den Bus nach Innsbruck zu springen. Aufgrund des Feiertags-Rückreiseverkehrs war natürlich die Brennerautobahn ziemlich verstopft und der Bus hatte 20 Min Verspätung. Trotzdem gelang es mir, gerade noch den Anschluss 404er nach Birgitz zu kriegen. In Innsbruck + zuhause war die Hitze nahezu unerträglich, da konnte man es am Berg leichter aushalten.

Ich durfte von einer herrlichen Überschreitung berichten, die wieder einmal das Motto „es gibt nix Gutes, außer man tut es“ sich bewahrheiten ließ.

Hilli, 22.6.2025

Von Christian

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